Historischer Weg 6
Anästhesiologie
Erläuterung zum Fachgebiet
Anästhesie (griech.: anaisthēsia = Unempfindlichkeit) ist ein medizinisches Verfahren, um bei schmerzhaften Eingriffen Empfindungslosigkeit zu erzeugen. Vom Altertum bis in die Neuzeit wurde versucht, Schmerzunempfindlichkeit durch Alkohol, Opium oder Kräuterdämpfe zu erreichen.
Im 19. Jahrhundert wurde bei Operationen Lachgas, Äther, Chloroform oder Kokain eingesetzt, um das Schmerzempfinden der Patienten auszuschalten.
Man unterscheidet heute zwischen Regional- und Allgemeinanästhesie (Narkose). Während die Regionalanästhesie nur örtlich das Schmerzempfinden betäubt, stellt die Narkose komplette Bewusstlosigkeit und Schmerzlosigkeit (Analgesie) her, gegebenenfalls mit Ausschaltung der Reflexaktivität.
Anfangs haben „Narkosespezialisten“, speziell ausgebildete Ärzte oder Pfleger, die Narkose ausgeführt. 1953 wurde in Deutschland der eigenständige Facharzt für Anästhesie in die Facharztordnung aufgenommen. Eine flächendeckende Versorgung der Krankenhäuser mit Anästhesisten wurde erst um 1980 erreicht.
1948 bis heute
Schon 1951 wurde am Krankenhaus Westend, damals Universitätsklinikum Westend der Freien Universität Berlin (FU), eine Anästhesieabteilung unter Prof. Otto Heinrich Just (1922–2012) eingerichtet, in enger Zusammenarbeit mit dem Chirurgen Prof. Fritz Linder. Die ersten herzchirurgischen Operationen, die im Krankenhaus Westend vorgenommen wurden, begleitete Just anästhesiologisch. Sehr praxisorientiert, entwickelte Just Mitte der 1950er Jahre in Kooperation mit einem Berliner Ingenieurbüro den ersten in Deutschland hergestellten Herzschrittmacher und Defibrillator (Gerät zum Akuteinsatz bei Herzflimmern, ohne Herz-Kreislauf-Funktion).
1968 wurde Prof. Hans Joachim Eberlein (1919–2011) zum Leiter der Abteilung berufen. Ihm gelang es, die damaligen hohen Narkoserisiken entscheidend zu senken und das leberschädigende Narkosegas Halothan durch das weniger gesundheitsschädliche Isofluran zu ersetzen. Wie schon Prof. Just erforschte auch Prof. Eberlein die maligne Hyperthermie (extreme Steigerung der Körpertemperatur während der Narkose), eine sehr seltene lebensbedrohliche Narkosekomplikation.
Seit Mitte der 1970er Jahre ist das Krankenhaus Westend Notarztwagen (NAW)-Stützpunkt.
1991 übernahm die DRK-Schwesternschaft Berlin das Krankenhaus . Gemäß den Prinzipien der modernen Anästhesie wurden unter der Leitung von Dr. Sascha Kljucar (*1948) die Intensivmedizin, die Notfallmedizin und die Schmerztherapie der Anästhesie zugeordnet, gemeinsam repräsentieren sie die klassischen vier Säulen des Fachgebietes AINS. Innerhalb der Anästhesie wurde die moderne „Totale - intravenöse Anästhesie“ (TIVA) etabliert und die Regionalanästhesie mit modernsten Katheter-Verfahren intensiviert. Die Intensivmedizin wurde unter anästhesiologischer Leitung zu einer großen, interdisziplinären Intensivstation ausgebaut. In der Schmerztherapie erfolgte 2002 eine Erweiterung der postoperativen Analgesie nach Knie-, Hüft- und Schulteroperationen mittels der patientengesteuerten Schmerztherapie (PCA).
Seit 2012 leitet Prof. Dr. Arnd Timmermann (*1966) die Intensivstation und den gesamten Bereich der Anästhesiologie. Der Abteilung wurde die gesamte OP-Organisation, das strategische OP-Management sowie die OP-Koordination übertragen. In der Notfallmedizin wurde der Notarztwagen (NAW) interdisziplinär besetzt und unter anästhesiologische Leitung gestellt. Zudem stellt die Intensivabteilung zwei leitende Notärzte für die Stadt Berlin und besetzt anteilig den Intensiv-Rettungshubschrauber „Christoph Berlin“.
Seit 2017 werden Patienten mit chronischen Schmerzen, bei denen bisherige Therapien keine ausreichende Verbesserung gebracht haben, im Rahmen einer stationären multimodalen Schmerztherapie behandelt.
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