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Historischer Weg 4

Chirurgie

Erläuterung zum Fachgebiet

Chirurgie (griech.: cheirourgía = Handtätigkeit, Wundarzneikunst)

Um 1900 befand sich die Chirurgie in einer Phase bahnbrechender Entwicklungen. Nach Einführung von Asepsis und Halothan-Narkose wurden große Operationen möglich.

1904 – 1948

Prof. Dr. Fritz Karl Bessel-Hagen (1856 – 1945), Gründungsdirektor des Städtischen Krankenhauses Charlottenburg

Prof. Fritz Karl Bessel-Hagen (1856 – 1945) war seit 1897 Direktor des Städtischen Krankenhauses Charlottenburg und Leitender Arzt der Chirurgischen Abteilung. Er setzte sich bereits bei Planung des neuen Krankenhauses dafür ein, die neuesten Erkenntnisse aus Mikrobiologie und Hygiene in der Bauausführung zu berücksichtigen. Als entscheidende Neuerungen wurden getrennte OP-Säle für aseptische und septische Operationen und ein neuartiges Belüftungssystem eingerichtet. Das Krankenhaus Westend wurde damit zum vorbildhaften Typus („Musterkrankenhaus“) für den modernen Krankenhausbau. (siehe Tafel „Baugeschichte“)

Während des Ersten Weltkrieges diente das Krankenhaus als Lazarett.

1922 übernahm Prof. Arthur Woldemar Meyer (1885 – 1933) die Leitung der Chirurgie. Meyer war ein innovativer Chirurg mit breitgefächerten Interessen wie Diagnostik von Hirntumoren, Knochenchirurgie, plastische Chirurgie. Vermutlich aus Furcht vor antijüdischen Anfeindungen wählte Meyer zusammen mit seiner Frau 1933 den Freitod. Von 1934 bis 1939 stand die Chirurgie unter der Leitung von Prof. Herbert Peiper (1890 – 1952), der bei Kriegsbeginn seinen Dienst als Beratender Chirurg des Heeres antrat.

Während des Zweiten Weltkrieges war das Krankenhaus Westend zum Reservelazarett 101 umfunktioniert, es wurde zudem ein Operationsbunker gebaut.

1948 bis heute

1960 bekam der große Operationssaal eine Empore, von der aus Studenten und Gäste Operationen direkt beobachten konnten

Mit der Gründung der Freien Universität Berlin (FU) 1948 wurde das Krankenhaus Westend Universitätsklinikum. Es hatte zwei chirurgische Abteilungen, Prof. Rudof Hellenschmied (1903–1978) übernahm zunächst beide, dann die Abdominalchirurgie (Bauchchirurgie) bis 1959.
1951 wurde Prof. Fritz Linder (1912–1994) Leiter der Thorax- und Herzchirurgie. Linder intensivierte Forschung und Lehre. Er arbeitete eng mit dem amerikanischen Herzspezialisten Prof. William Longmire zusammen, verbesserte die Technik der Herz-Lungen–Maschine und ermöglichte damit neue Methoden der Herzoperation.

Auf Linders Initiative hin wurden außerdem die Gebäude der Chirurgie den modernen Nutzungsanforderungen angepasst, die OPs modernisiert und die großen Krankensäle mit bisher 32 Betten in Zwei- und Vierbettzimmer umgebaut. 1962, kurz nach dem Mauerbau, übernahm Prof. Hermann Franke (1911–1991) die Chirurgische Abteilung.

1969 folgte Prof. Emil Sebastian Bücherl (1919–2001). Sein Schwerpunkt war die Herz- und Transplantationschirurgie. 1969 führte er im Klinikum Westend eine der ersten Herztransplantationen in Deutschland durch. Mit der Entwicklung eines weltweit neuartigen künstlichen Herzens leistete Bücherl zusammen mit einem interdisziplinären Forscherteam Pionierarbeit. Dieses Kunstherz wurde 1986 im Westend erstmals einem Menschen implantiert.

Kunstherz: elektropneumatischer Kofferantrieb mit Blutpumpen als Ersatzt des Herzens, 1986

Mitte 1988 wurde Prof. Peter Neuhaus (*1946) zum Ordinarius der Chirurgie berufen und leitete die Chirurgie im Krankenhaus Westend bis die Universitätsmedizin Mitte 1991 aus dem Krankenhaus Westend auszog. Sein Schwerpunkt lag auf der Leber- und Transplantationschirurgie. Noch im Krankenhaus Westend führte Neuhaus die erste erfolgreiche Lebertransplantation in West-Berlin durch.   

Mit der Neuorganisation der Berliner Universitätsmedizin nach der Wiedervereinigung wurden alle Abteilungen des Universitätsklinikums Westend an das Rudolf-Virchow Krankenhaus (heute: Charité Campus Virchow-Klinikum) verlegt. Das Krankenhaus Westend wurde 1991 von der DRK-Schwesternschaft Berlin übernommen. Prof. Harald Gögler (1941--2018), auch als Ärztlicher Leiter berufen, führte bis 2006 die Abteilung mit dem Schwerpunkt Viszeralchirurgie (Chirurgie der Eingeweide) und baute ein Zentrum für Dick- und Enddarmerkrankungen auf.
Die Chirurgie wurde gemäß den neuen Spezialisierungen weiter ausgebaut. 2001 etablierte Prof. Ernst Kraas (*1941) das Zentrum für minimalinvasive Chirurgie. 2003 kam das Schilddrüsenzentrum unter Leitung von Dr. Wilhelm Zuschneid (*1940) hinzu.

Seit 2006 leitet Prof. Dr. med. Thomas Steinmüller (*1958) die Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie. Neben dem Schwerpunkt für Endokrine Chirurgie gründete er 2006 das Darmzentrum Westend und 2016 ein Viszeralonkologisches Zentrum mit Schwerpunkt Pankreas- und Leberchirurgie. Gemeinsam mit der Intensivmedizin wurde 2017 eine Abteilung für stationäre multimodale Schmerztherapie etabliert.

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