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Historischer Weg 19

Strahlentherapie

Erläuterung zum Fachgebiet

Strahlentherapie mit Röntgengerät, um 1920

Die Entdeckung der Röntgenstrahlen 1896 durch Wilhelm Conrad Röntgen (1845–1923) und ihre technische Weiterentwicklung ermöglichten eine kurative (heilende) oder zumindest palliative (lindernde) Bestrahlung von malignen (bösartigen) und benignen (gutartigen) Erkrankungen.

1904 – 1948

Strahlentherapie mit Cobaltgerät, um 1950

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Strahlenmedizin noch kein eigenständiger Bereich, sondern Teil der allgemeinen Röntgenmedizin. 1905 fand der 1. Berliner Röntgenkongress statt. 1908 wurde unter Leitung von Dr. Gottfried Hinz (1872–1960) ein erstes Röntgeninstitut im Krankenhaus Westend im Pavillon X eingerichtet. 

1930 entstand ein neues Röntgenhaus (der Klinkerbau neben Haus 9) mit einer räumlichen Trennung von diagnostischem und therapeutischem Bereich. Im ersten Stock wurden die Therapien durchgeführt. Im Keller des Gebäudes befand sich der sogenannte „Apparateraum“. Wegen der durchdringenden Röntgenstrahlung mussten besondere bauliche Maßnahmen durchgeführt werden: 4 Millimeter dicke Bleiplatten, 50 Zentimeter starkes Mauerwerk und zusätzlich 25 Zentimeter starker Beton waren zum Schutz der Patienten und der Mitarbeiter eingebaut worden. 

1948 bis heute

Das Röntgenhaus, von 1945 bis 1949 von Dr. Friedrich Brahm geleitet, konnte bis 1950 genutzt werden.

Mit der Gründung der Freien Universität Berlin (FU) 1948 wurde das Krankenhaus Westend Standort der Medizinischen Fakultät. Prof. Heinz Oeser (1910–1995) war von 1950 bis 1969 Direktor des Strahleninstituts. Das Haus wurde in dieser Zeit für die Erfordernisse der neuen Nuklearmedizin und Strahlentherapietechnik umgebaut. Im sogenannten „Strahlenbunker“ konnten Bestrahlungen mit radioaktiven Isotopen (radioaktiv= strahlende Atome) durchgeführt werden. Es wurden 1959  eine Kobalt-60-Bestrahlungsanlage und 1963 ein Ganzkörperzähler (zur Bestimmung von Aktivität und Verteilung von radioaktiven Isotopen im lebenden Körper) installiert. Von 1969 bis 1975 leitete Dr. Karl zum Winkel (1920–2018) die Abteilung. 

1972 wurde der gesamte Bereich der Radiologie mit Röntgendiagnostik, Röntgentherapie und Nuklearmedizin zur Wissenschaftlichen Einrichtung 7 der FU zusammengefasst und an den Standort Benjamin Franklin Klinikum (heute: Charité Campus Benjamin Franklin) verlegt. Diese Abteilung leitete ab 1978 Prof. Roland Felix (*1938).

Nach der Übernahme des Krankenhauses 1991 durch die DRK-Schwesternschaft Berlin konnte 2007 unter der Leitung von Dr. Renate Ullrich (1941–2011) wieder ein eigenständiges Institut für Strahlenmedizin, das „Zentrum für Strahlentherapie“, am Standort Westend etabliert werden. Dafür waren die bestehenden Räume baulich und technisch umfangreich ertüchtigt und durch einen Neubau ergänzt worden. 

Strahlentherapie mit Linearbeschleuniger im Westend, 2019

Seit 2009 leitet Dr. Andrej Stupavsky (*1967) das Zentrum, das über eine vielfältige apparative Ausstattung verfügt, wie Linearbeschleuniger und Computertomographen mit der Möglichkeit, PET (Positronenemissionstomographie) und MRT (Magnetresonanztomographie) in die Bestrahlungsplanung zu integrieren. Strahlenmediziner führen hier gemeinsam mit Strahlenphysikern Hochpräzisionsbestrahlungen durch. Das Zentrum bietet heute Strahlentherapien nach modernsten Verfahren an. 

In der Zusammenarbeit mit verschiedenen Tumorzentren im und außerhalb des Standortes werden im Rahmen von Tumorkonferenzen regelmäßig interdisziplinäre Besprechungen abgehalten und individuelle Therapiekonzepte für betroffene Patienten erarbeitet. 

Zentrum für Strahlentherapie