Historischer Weg 13
Innere Medizin – Gastroenterologie und Kardiologie
Erläuterung zum Fachgebiet
Die Innere Medizin befasst sich mit der Prävention, Diagnose und konservativen Therapie der Krankheiten der inneren Organe, des Stoffwechsels und der Infektionskrankheiten.
1904 – 1948
Am Anfang des 20. Jahrhunderts lag im Städtischen Krankenhaus Westend der Schwerpunkt der Inneren Medizin auf dem Gebiet der Infektiologie, insbesondere auf der Behandlung von Tuberkulose, Diphtherie und Typhus. Prof. Ernst Grawitz (1860–1911) war ein bedeutender Hämatologe (Blutheilkundler) und hat in diesem Fachgebiet wichtige Neuerungen eingeführt. Er war neben dem Chirurgen Fritz Karl Bessel-Hagen (1856–1945) der zweite Leitende Arzt des Krankenhauses.
1911 übernahm Prof. Friedrich Umber (1871–1946) die Innere Medizin und wurde 1912 zusätzlich Ärztlicher Direktor des Krankenhauses. Er baute die Erforschung der Ernährungs- und Stoffwechselerkrankungen aus, vor allem der Diabetologie (Lehre von den Blutzuckererkrankungen). Auf diesem Gebiet erlangte er internationale Anerkennung. Eine wichtige Neuerung war die besondere Ernährung zur Behandlung von Diabetes. 1920 wurde die II. Innere Abteilung eingerichtet, um der weiteren Spezialisierung der Inneren Medizin gerecht zu werden. Der Hämatologe Werner Schultz (1878–1944) leitete diese II. Innere Abteilung bis 1939. Umber stand der Inneren Medizin am Westend bis Kriegsbeginn vor (siehe Text 16 „Nationalsozialismus“).
Während des Ersten und Zweiten Weltkrieges diente das Krankenhaus Westend als Kriegslazarett.
1948 bis heute
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1948 die Freie Universität Berlin (FU) gegründet und das Krankenhaus Westend Universitätsklinik. Prof. Hans Freiherr von Kress (1902–1973), Gründungsdekan und Rektor der Medizinischen Fakultät der Freien Universität Berlin, übernahm die Leitung der Inneren Medizin. Die Schwerpunkte lagen jetzt in der Infektiologie (Lehre der ansteckende Erkrankungen), der Hämatologie (Blutheilkunde), der Onkologie (Lehre der Krebserkrankungen) und der Intensivmedizin. Neu eingerichtet wurde eine Vergiftungszentrale eingerichtet. Ab 1957 wurde ein Reanimationszentrum aufgebaut.
In der Kardiologie der Inneren Medizin begann Prof. Horst Schmutzler (1925–2016) 1960 mit der Einführung der modernen Herzkatheterdiagnostik. Mitte der 1960er Jahre wurde das neuartige kardiologische Monitoring zur Erfassung von Herzrhythmusstörungen im Krankenhaus Westend als einem der ersten Krankenhäuser in Deutschland etabliert. Schmutzler und sein Team führten 1979 die erste Ballondilatation (Aufweitung von Herzkrankzgefäßen mit Hilfe von in die Gefäße eingeführtem Ballon) in Berlin durch.
Ende der 1960er Jahre gelang es in der Nephrologie (Nierenheilkunde) des Krankenhauses Westend, erfolgreich zwei neue Verfahren der Blutreinigung anzuwenden: die intrakorporale Peritonealdialyse und die extrakorporale Hämodialyse. Ergänzend zur Gastroenterologie (Lehre der Magen-Darmerkrankungen) entstanden Abteilungen für Angiologie (Lehre der Gefäßerkrankungen), Endokrinologie (Lehre der hormonell bedingten Erkrankungen), Pulmonologie (Lehre der Lungenerkrankungen) und Störungen des Fettstoffwechsels.
Von 1977 bis 1981 leitete Prof. Karl-Hermann Meyer zum Büschenfelde (*1929) die Klinik und entwickelte in dieser Zeit die Schwerpunkte Hepatologie (Lehre der Lebererkrankungen) und Klinische Immunologie (Lehre von den Abwehrschwächen). Die Klinik erlangte auf diesen Gebieten internationale Bedeutung. Sein Nachfolger Prof. Dieter Huhn (1935–2011) leistete einen entscheidenden Beitrag zur Modernisierung der hämatologischen Diagnostik. Als weitere Schwerpunkte wurden in enger Zusammenarbeit mit der Anästhesie die Intensivmedizin sowie die Notfallmedizin ausgebaut.
1991 übernahm im Zuge der Neugliederung der Berliner Universitätsmedizin die DRK-Schwesternschaft Berlin das Krankenhaus. Die Innere Medizin wurde aufgegliedert in die Klinik I für Gastroenterologie und Klinik II für Kardiologie.
Die Gastroenterologie leitete Prof. Reinhard Büchsel (*1949) bis 2014. In diesem Bereich wurden und werden alle endoskopischen Verfahren bis zur Kapselendoskopie angeboten. Seit 2014 hat Prof. Andreas Sturm (*1968) die Leitung der Klinik I inne, er erweiterte die Gastroenterologie um Verfahren der Behandlung von CED (chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen).
Die Kardiologie, Klinik II, stand von 1991 bis 2016 unter Leitung von Dr. Ralph Schoeller (*1950), der ab 2011 auch Ärztlicher Leiter des Krankenhauses war. Hier kommen alle diagnostischen und therapeutischen Verfahren für Herzerkrankungen zum Einsatz, einschließlich der kathetertechnischen Versorgung von Notfallpatienten und der Implantation von Stents und Herzschrittmachern.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Versorgung von Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz oder pulmonaler Hypertonie (Lungenhochdruck). Seit 2016 leiten Priv.-Doz. Dr. Christian Opitz (*1961) und Priv.-Doz. Dr. Sascha Rolf (*1971), Spezialist für Herzrhythmusstörungen, als Doppelspitze die Kardiologie. Herzrhythmusstörungen können jetzt elektrophysiologisch therapiert werden.
Wissenschaftlicher Fortschritt ermöglicht und erfordert in der Medizin immer weitere Spezialisierungen. Im Krankenhaus Westend werden die verschiedenen Expertisen in speziellen interdisziplinären Zentren zusammengeführt, wie z.B. dem interdisziplinären Darmzentrum, in dem Internisten und Chirurgen eng kooperieren.