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Historischer Weg 7

Das Krankenhaus Westend als Universitätsklinikum der Freien Universität Berlin

Zwei amerikanische Gäste besuchen 1956 die Medizinische Fakultät der Freien Universität Berlin. Von links nach rechts: die beiden Gäste und die Professoren Linder (Chirurgie), Stender (Neurochirurgie), Miculicz-Rodecki (Frauenheilkunde), Link (Hals-Nasen-Ohren), Witt (Orthopädie)

Die Idee der Gründung einer „Freien Universität“ im westlichen Teil Berlins diskutierte bereits gegen Ende des Zweiten Weltkrieges ein Kreis von Hochschullehrern um den Philosophen Eduard Spranger. Der „Tagesspiegel“ machte diese Überlegungen 1947 publik. Nach restriktiven Maßnahmen gegen kritische Studenten der im sowjetischen Sektor gelegenen Humboldt-Universität wurden die Planungen zur Gründung energisch vorangetrieben.

Im Juni 1948 konstituierte sich mit studentischer Beteiligung ein vorbereitender Ausschuss unter dem Vorsitz des Oberbürgermeisters Ernst Reuter. Die feierliche Eröffnung der Freien Universität Berlin (FU) fand am 4. Dezember 1948 im Titania-Palast statt.

 

Die Oberärzte und Oberärztinnen des Universitätsklinikums Charlottenburg, Innere Medizin, 1964

Die ersten Vorlesungen der Medizinischen Fakultät wurden im Wintersemester 1948/49 noch in provisorischen Räumen in verschiedenen Krankenhäusern im Westteil Berlins gehalten. Das Städtische Krankenhaus Westend wurde Sitz der Medizinischen Fakultät der FU. Im Krankenhaus Westend waren die Bereiche Innere Medizin, Chirurgie, Augenheilkunde, Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Neurologie und Neurochirurgie sowie Pathologie untergebracht. Diese Fachbereiche hatten damit den Status von Universitätskliniken. Das Personal und die Krankenversorgung unterstanden dem Bezirksamt Charlottenburg, während Forschung und Lehre in der Verantwortung der Freien Universität lagen. Trotz dieser komplizierten Struktur gelang es, in kurzer Zeit einen kompletten, gut ausgestatteten Lehrbetrieb im Krankenhaus Westend zu etablieren.

Erster Dekan der Medizinischen Fakultät wurde Prof. Hans Freiherr Kress von Kressenstein (1902–1973). Er war gleichzeitig Ärztlicher Direktor des Krankenhauses Westend und Ordinarius für Innere Medizin. Auf den Lehrstuhl für Chirurgie wurde 1951 als erster Ordinarius Prof. Fritz Linder (1912–1994) berufen. Er baute Forschung und Lehre systematisch aus.

Der Regierende Bürgermeister Willy Brandt besucht am 16.4.1958 das Krankenhaus Westend

1954 wurde der neue Hörsaal für das Krankenhaus Westend mit 300 Plätzen eingeweiht. Die Gesamtzahl der Studierenden stieg von 386 im Jahr 1948 auf 2139 im Jahr 1958. 1965 fasste das Kuratorium der Freien Universität – unter anderem auf Grund der anhaltend hohen Zahl von Medizinstudenten im Westteil der Stadt – den Beschluss, dass auch nach Fertigstellung des neuen Universitätsklinikums Steglitz (heute Charité Campus Benjamin Franklin) das Krankenhaus Westend weiter als zweite Universitätsklinik der Freien Universität fungieren sollte. 1971 wurde es in den Verwaltungsbereich der Freien Universität eingegliedert und in „Universitätsklinikum Charlottenburg“ umbenannt. 1987 erfolgte die organisatorische Anbindung an das Rudolf-Virchow-Krankenhaus. 1991 wurde infolge der Neuordnung der Universitätskliniken nach der Wiedervereinigung das Universitätsklinikum Charlottenburg in das nun zur Charité gehörende Rudolf-Virchow-Krankenhaus (heute: Charité Campus Virchow-Klinikum) verlegt.

1991 übernahm die DRK-Schwesternschaft Berlin das Krankenhaus. In die Räume des Krankenhauses Westend zogen das DRK-Schwesternschafts Krankenhaus Jungfernheide und später auch die Frauen-Universitätsklinik aus der Pulsstraße sowie die Kinderklinik. Das Krankenhaus firmiert heute als „DRK Kliniken Berlin Westend“ (siehe Text 2 „DRK-Schwesternschaft Berlin“).