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Historischer Weg 3

Urologie

Erläuterung zum Fachgebiet

Urologie (lat.: urina = Harn) befasst sich mit den Erkrankungen der Niere, der harnableitenden Wege und der männlichen Geschlechtsorgane.

1904 – 1948

Früherer Eingang zur Urologischen Universitätsklinik und Poliklinik

Anfangs war die Urologie Teil der chirurgischen Abteilung unter der Leitung von Prof. Fritz Karl Bessel-Hagen (1856–1945). Sein chirurgischer Kollege Dr. Neupert führte Nierenexstirpationen (operative Entfernungen) und Operationen an Hufeisennieren durch.

Eine eigene chirurgisch-urologische Abteilung wurde im Städtischen Krankenhaus Westend auf Initiative des späteren Reichsärzteführers Leonardo Conti im Januar 1939 eröffnet. Die Leitung übernahm Prof. Hans Boeminghaus (1893–1979), ein in der Erforschung der Sterilisation und Kastration des Mannes führender Urologe. Die neue Abteilung verfügte über 160 Betten und bestand aus drei Stationen mit zwei Operationssälen und einer eigenen Röntgenanlage. Kriegsbedingt kamen vermehrt traumatologisch-urologische Fälle hinzu.
(siehe Tafel 16 „Nationalsozialismus“)

Das Krankenhaus Westend war in beiden Weltkriegen Kriegslazarett. Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges wurde die Urologie nach Neuruppin verlegt.

1948 bis heute

Mit der Gründung der Freien Universität Berlin (FU) erhielt das Krankenhaus Westend den Status einer Universitätsklinik, und die Urologie wurde erneut in die 2. Chirurgische Abteilung integriert. Dr. Rudolf Hellenschmied (1903–1978) leitete das an die FU angegliederte Kolleg „Spezielle Urologie“. Durch Kontakte zu US-amerikanischen Wissenschaftlern beförderte er die Anbindung an internationale Standards, und führte neue Operationsverfahren und diagnostische Methoden ein, z. B. Prostatektomie (Prostataentfernung), Blasenersatz und Nadelbiopsie zur Differenzierung des Prostatakarzinoms.

1959 wurde an der Universitätsklinik Westend eine eigenständige  urologische Abteilung eingerichtet. Die Leitung übernahm Prof. Wilhelm Brosig (1913–2003). Er führte 1963 die erste Nierentransplantation in Deutschland durch. Brosig und sein Kollege Dr. Kollwitz waren  auch die ersten Ärzte in Europa, denen eine medikamentöse Auflösung von Harnsteinen gelang.

Durch die Technik der Nierensteinzertrümmerung wurde vielen Patienten eine Operation erspart, 1985

1969 übernahm Prof. Reinhard Nagel (1927–2009) die Leitung der Abteilung. Die Urologische Klinik wurde umfassend modernisiert und ein neuer Operationstrakt gebaut. 1983 ging im Krankenhaus Westend der erste Stoßwellenlithotripter (Nierensteinzertrümmerer) in Berlin in Betrieb. Damit konnten Patienten behandelt werden, bei denen die Operationen von Nieren- und Harnleitersteinen bisher erfolglos verlaufen waren. Sogar aus dem Ausland kamen Patienten zur Behandlung ins Westend.

Im Rahmen der Neuordnung der universitären Medizin nach der Wiedervereinigung 1990 wurden alle Abteilungen des Universitätsklinikums Westend in das Rudolf-Virchow-Krankenhaus (heute Charité Campus Virchow-Klinikum) verlegt.

1991 übernahm die DRK-Schwesternschaft Berlin das Krankenhaus Westend. Anfangs wurde für wenige Jahre noch eine urologische Belegabteilung geführt.

1999 gründete Prof. Wolfgang Biewald (*1939) das erste „Deutsche KinderUrologieZentrum“ (DKUZ). Seit 2008 leitet Priv.-Doz. Dr. Karin Riebe (*1958) dieEinrichtung. Im DKUZ wurden zum ersten Mal die Spezifika der Kinderurologie in den Fokus genommen. Hier werden Kinder im Alter von 0 bis 18 Jahren mit Erkrankungen des Urogenitaltraktes von Kinderchirurgen mit pädiatrischer Ausbildung und Spezialisierung auf den Urogenitaltrakt des Kindes operativ und therapeutisch behandelt. Dies erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den anderen Disziplinen des Hedwig-von-Rittberg-Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin.

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