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Historischer Weg 12

Mikrobiologie, Hygiene und Infektiologie

Erläuterung zum Fachgebiet

Mikrobiologie befasst sich mit pathogenen (krankheitserzeugenden) Mikroorganismen, die Störungen im Funktionsablauf des menschlichen Organismus verursachen. Durch Ansiedlung und Vermehrung von Mikroorganismen als Parasiten im menschlichen Organismus entstehen Infektionskrankheiten.

Infektiologie untersucht, wie sich der menschliche Organismus mit den krankheitserzeugenden Eigenschaften eines Mikroorganismus auseinandersetzt. Aufgabe der Hygiene sind die Prophylaxe und die Prävention von Infektionen.

1904 – 1948

Desinfektoren in der zentralen Wäscheaufbereitung

Mit Eröffnung des Städtischen Krankenhauses Charlottenburg 1904 wurden für die Innere Abteilung sechs separate Infektionspavillons in Betrieb genommen. Solche Pavillons waren mit ihrer medizinisch-hygienischen Konzeption, insbesondere mit der räumlichen Trennung von Asepsis (Keimfreiheit) und Antisepsis (Keimreduktion), in Berlin damals wegweisend. In jedem Pavillon befanden sich Räume für mikrobiologische Untersuchungen und eine eigene Desinfektionseinrichtung. Es bestanden Entwässerungsmöglichkeiten über fest installierte Rohrleitungen, separate Ausguss-, Klosett- und Desinfektionsräume, abgetrennte Dusch- und Badeeinrichtungen, separierte Zu- und Abluftkanäle, eigene Räume für Sterilisationen und Wäschedesinfektion sowie das Verbrennungshaus.

Schwerpunkt der Abteilung war die Behandlung und Isolierung (räumlich-hygienische Absonderung) von Patienten mit Tuberkulose, Diphtherie, Typhus abdominalis und schweren Lungenerkrankungen. Während des Ersten Weltkrieges wurden vor allem von der Influenzapandemie und der großen Ruhrepidemie Betroffene betreut.

Von 1920 an wurden die Aufgabenbereiche der bakteriologisch-serologischen Abteilung des Krankenhauses Westend und des öffentlichen Gesundheitsamtes für Charlottenburg zusammengeführt.

Zwischen 1945 und 1948 breiteten sich auf Grund der mangelnden Gesundheitsversorgung bei Kriegsende Infektionskrankheiten wie Tuberkulose, Diphtherie und spinale Kinderlähmung wieder extrem aus.

1948 bis heute

Ab 1948 gelang es, die nachkriegsbedingten grassierenden Infektionen in Berlin in den Griff zu bekommen. 1948 wurden die mikrobiologisch-serologischen Untersuchungen aus dem Krankenhaus Westend ausgelagert und bis 1978 im Medizinaluntersuchungsamt II, von 1978 bis 1981 im neuen Institut für Mikrobiologie der Freien Universität (FU) durchgeführt.

Mit der Entdeckung von Penicillin, seit Kriegsende auch in Deutschland verfügbar, und weiterer antiinfektiver Antibiotika gewann man die Überzeugung, Infektionskrankheiten ausrotten zu können. Sie sind jedoch immer noch die häufigste Todesursache weltweit. Infektionsgefahren nehmen sogar zu, vor allem auf Grund der gestiegenen Reisetätigkeit der Menschen und des Fortschritts bei den therapeutischen und operativ-intensivmedizinischen Maßnahmen.

Prof. Dr. Meta Alexander (1924 – 1999)

1975 gründete Prof. Meta Alexander (1924–1999) im Krankenhaus Westend die erste eigenständige Abteilung für Infektiologie in Deutschland. Anstelle der kriegsbeschädigten Infektionspavillons wurde eine neue, hochmoderne Isolierstation (Haus 14) gebaut, wo die Bekämpfung und Verhütung von Infektionen auf neuartige Weise erforscht wurde.  

Für die Verminderung des Infektionsrisikos ist die enge Zusammenarbeit und Abstimmung zwischen den Abteilungen für Infektiologie und Hygiene von entscheidender Bedeutung. Seit 1991 und mit der Übernahme des Krankenhauses durch die DRK-Schwesternschaft Berlin wird die mikrobiologisch-hygienische Diagnostik durch die eigenen Institute für Mikrobiologie und für Hygiene durchgeführt.

Sie sind seit dem Jahr 2000 am Standort Westend zentralisiert. Das Institut für Mikrobiologie wird seit 2015 von Priv.-Doz. Dr. Johannes Elias (*1974) geleitet, das Institut für Hygiene seit 2018 von Priv.-Doz. Dr. Robin Köck (*1979).

Durch den vielfachen und zum Teil wahllosen Einsatz von Antibiotika bei Menschen und Tieren hat sich seit den 1990er Jahren die antimikrobielle Resistenz, d. h. das Auftreten von gegen Antibiotika unempfindlichen Keimen, ausgebreitet. Zugleich hält die Entwicklung neuer Antibiotika mit der globalen Zunahme der Antibiotikaresistenz nicht Schritt. Daher gewinnen die Überwachung des Auftretens von resistenten Erregern und die Beratung verstärkt an Bedeutung. Das Labor untersucht dafür jährlich ca. 100.000 Materialien, d. h. Abstriche, Gewebe, Blut, Liquor, Urin, Stuhl und Umweltproben. Das Institut für Hygiene arbeitet nach den Richtlinien der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention des Robert-Koch-Instituts.

Seit 2017 werden alle Patienten bei der stationären Aufnahme auf die besonders Antibiotika-resistenten MRSA-Keime untersucht.

Institut für Mikrobiologie

Institut für Hygiene