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Historischer Weg 11

Laboratoriumsmedizin

Erläuterung zum Fachgebiet

Uroskopie (Harnschau), 16. Jahrhundert

Laboratoriumsmedizin (lat.: labor = Arbeit, ars medicina = ärztliche Kunst)

Die Laboratoriumsmedizin befasst sich mit der Untersuchung und Befundung der zellulären und molekularen Bestandteile des menschlichen Körpers, auch körperfremder wie Erreger oder Gifte. Dies ermöglicht eine quantifizierbare Befundbewertung in Früherkennung, Diagnostik, Krankheitsverlauf und Therapieüberwachung der Patienten.

Bereits in der Antike versuchten Heilkundige, objektive Kriterien für die Erkennung und Beurteilung von Krankheiten zu finden. So erhielten schon Hippokrates (ca. 460-370 v.Chr.) und Galenus (ca.129-1989 n.Chr.) aus der Beschaffenheit des Urins Hinweise für Erkennung und Verlauf der Krankheiten. Im Mittelalter entwickelte sich daraus die Harnschau.

Auf den weltweit ersten Lehrstuhl für eine eigenständige medizinische „Chymiatrie“ (Vorgänger der medizinischen Chemie) wurde 1609 in Marburg der Mediziner Johannes Hartmann (1568–1631) berufen. Das Wissen in der Medizin wuchs rasant, und eine Aufteilung in verschiedene medizinische Fachgebiete wurde unvermeidlich. So entstand auch das Fach Laboratoriumsmedizin, darüber hinaus kam es zu weiteren Spezialisierungen für die Laborbereiche Mikrobiologie, Krankenhaushygiene, Transfusionsmedizin und Humangenetik.

1904 – 1948

Kolorimeter zur Konzentrationsbestimmung gegen eine Vergleichslösung mit Tageslicht, um 1920

Das Städtische Krankenhaus Westend war das erste Krankenhaus im späteren Groß-Berlin, das bei seiner Eröffnung 1904 ein eigenes Haus für Pathologie, Chemie und Bakteriologie besaß.

Die ärztlichen Aufgaben der Pathologie wurden vom Prosektor (Arzt für Leichenöffnungen), die der Chemie und der Bakteriologie vom Leiter der Inneren Medizin wahrgenommen; die medizinisch-technischen Aufgaben erledigten Sektions- und Laboratoriumsdiener. Mit der medizinischen Spezialisierung entstanden die neuen Bereiche der Infektiologie (Lehre der ansteckende Erkrankungen), Hämatologie (Blutheilkunde) und Diabetologie (Lehre von den Blutzuckererkankungen). Dementsprechend wurde die Laboratoriumsmedizin ausdifferenziert.

1948 bis heute

1948 wurde die Freie Universität Berlin (FU) gegründet und Prof. Walter Koch (1880–1962) zum Ordinarius der Pathologie ernannt. Während in den USA die Laboratoriumsmedizin aus der Pathologie heraus eine eigenständige Entwicklung nahm, blieb sie in Deutschland in die Innere Medizin eingebunden. Es kamen internistische Spezialisierungen hinzu, die besonders laborintensiv waren: Toxikologie (Lehre von Vergiftungen), Onkologie (Lehre von den Krebserkrankungen) und klinische Immunologie (Lehre über die Abwehrkräfte).

1956 wurde die Laboratoriumsmedizin eine selbstständige Abteilung, deren Leitung Dr. Weller übernahm. Er führte mit dem Siemens-SILAB-System, einer automatisierten Labordiagnostik, die erste Routine-Labor-EDV Berlins ein. Prof. Averdunk bereitete die Abteilung für universitäre Funktionen vor, bevor 1982 Prof. Eckart Köttgen (*1939) als Lehrstuhlinhaber für klinische Chemie und klinische Biochemie die Leitung des Labors, jetzt Institut für Laboratoriumsmedizin und Pathobiochemie, übernahm. Er baute die laboratoriumsmedizinische Kompetenz des Instituts entscheidend aus. 1991 wurde das Institut im Zuge der Reorganisation der Universitätsmedizin nach der Wiedervereinigung an die Charité Universitätsmedizin Berlin verlegt.

Laborgerät, hochmechanisiert und EDV-gestützt, für 32 verschiedene Analysen, 1998

Nach der Übernahme des Krankenhauses 1991 durch die DRK-Schwesternschaft Berlin wurde die Zentrale Abteilung für Labormedizin (ZAL) eingerichtet. Sie führt die labormedizinischen Untersuchungen für alle drei DRK Kliniken Berlin durch. Im Jahr 2000 wurde der ZAL-Hauptsitz an die historische Stätte im Haus 19 des Krankenhauses Westend zurückverlegt. Seit 2017 leitet Priv.-Doz. Dr. Mathias Zimmermann (*1975) die Abteilung.

Labormedizin und Pathologie arbeiten eng zusammen, um bei Tumorerkrankungen eine individualisierte Diagnostik und Therapie zu ermöglichen. In der neueren Labormedizin optimieren riesige Datenmengen (Big Data) die Patientensicherheit, indem Referenzwerte für die Patienten der Klinik generiert werden können und damit ein breiter wissenschaftlicher Abgleich möglich ist.

Institut für Labormedizin