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Historischer Weg 1

Baugeschichte

Städtisches Krankenhaus Charlottenburg-Westend

Perspektivisches Schaubild.
Vorne links Spandauer Chaussee, rechts Fürstenbrunner Weg, oben in der Mittelachse Garten und Desinfektionshaus, 1904

Der Vorläufer des Krankenhauses Westend war das 1867 eröffnete Städtische Krankenhaus Charlottenburg in der Wall-, Ecke Kirchstraße (heute Gierkezeile). Die dort mögliche Krankenversorgung hielt bald nicht mehr der sprunghaft wachsenden Bevölkerungszahl stand. 1895 wurde mit der Planung eines neuen und großen Krankenhauses mit 650 Betten am ehemaligen Pferdemarkt vor den Toren der damals eigenständigen Stadt Charlottenburg begonnen.

Den Bauauftrag erhielt der Architekt Heino Schmieden (1835–1913), der bereits mit Martin Gropius bedeutende Krankenhäuser in Berlin entworfen hatte. In den Jahren 1901 bis 1904 wurde das Krankenhaus als Pavillonanlage im Stil der Neorenaissance von Schmieden in Zusammenarbeit mit Julius Boethke (1864–1917) erbaut.

Die Planungsgrundlage für die technisch-medizinische Ausstattung des neuen Krankenhauses lieferte ein detaillierter Entwurf des ersten Klinikdirektors Prof. Fritz Karl Bessel-Hagen (1856–1945). Darin vorgesehen war eine moderne technische Ausrüstung (Heizung, Lüftung), insbesondere aber eine Verbesserung der hygienischen Bedingungen: Beides machte diesen Entwurf einzigartig.

Ein „Krankenhaus-Musterbau“ entstand, der von nationalen und internationalen Fachleuten besucht wurde. Die Baukosten betrugen etwas über 6 Mio. Mark, eine für die damalige Zeit ungeheure Summe – pro Krankenbett waren das ca. 1000 Mark. Das Krankenhaus wurde am 20. Juni 1904 feierlich eröffnet und für die Patienten am 13. Juli 1904 in Betrieb genommen.

1913 entstand nach den Plänen des Charlottenburger Stadtgartendirektors Erwin Barth (1880–1933) die Gartenanlage. Mit der Eingemeindung der Stadt Charlottenburg in die Stadt Groß-Berlin 1921 wurde das Krankenhaus in „Städtisches Krankenhaus Westend“ umbenannt. Die Häuser 17, 18 und 9, gebaut nach Entwürfen von Stadtbaurat Heinrich Seeling (1852–1932), kamen hinzu. Die Gesamtbettenzahl stieg auf 940. 1930 wurde neben Haus 9 ein hochmodernes Röntgenhaus errichtet.  

Im Ersten und Zweiten Weltkrieg diente das Krankenhaus als Militärlazarett. Im Zweiten Weltkrieg wurde ein Operationsbunker erbaut. Durch Luftangriffe entstanden an vielen Krankenhausgebäuden massive Dachschäden, die Gebäude selbst blieben aber weitgehend intakt.

Universitätsklinikum der Freien Universität Berlin

Ab 1947 war in den Gebäuden, nach wie vor in städtischer Verwaltung, die Medizinische Fakultät der neu gegründeten Freien Universität Berlin (FU) untergebracht. 1954 wurde für den Lehrbetrieb ein Hörsaal in der Mittelachse der Parkaue gebaut, außerdem entstand als Ersatz für zwei kriegsbeschädigte Isolierpavillons eine moderne Isolierstation, Haus 14.

Klinikgelände nach Fertigstellung des Hochhauses, 1971

Im Januar 1971 erfolgte die Umbenennung des Krankenhauses Westend in Universitätsklinikum Charlottenburg. Es wurde direkt in die Trägerschaft der Freien Universität Berlin übertragen, ebenso die Frauenklinik in der Pulsstraße und das Kaiserin-Auguste-Viktoria-Haus (KAVH) für Säuglings- und Kindermedizin. Im gleichen Jahr wurde das Hochhaus nach Plänen von Peter Poelzig (1906–1981) und Josef Paul Kleihues (1933–2004) errichtet und als sogenannte „Kopfklinik“ eröffnet.

Auf Grund der Neuordnung der Berliner Kliniken und der Berliner Universitätsmedizin nach der Wiedervereinigung 1990 zog 1991 das Universitätsklinikum Charlottenburg ins Rudolf-Virchow-Krankenhaus (heute: Charité Campus Virchow-Klinikum).

DRK Kliniken Berlin Westend

1991 übernahm die DRK-Schwesternschaft Berlin e.V. die Krankenhausanlage, und Team und Einrichtung des DRK-Krankenhauses Jungfernheide zogen in das Krankenhaus Westend ein. 2001 folgten die Kinderklinik des Rittberg-Krankenhauses und die Frauenklinik aus der Pulsstraße, die beide ins Krankenhaus Westend verlegt wurden.

Ab 1996 wurden fast sämtliche Gebäude des Krankenhauses grundlegend modernisiert. Die umfassende Restaurierung der denkmalgeschützten Pavillons führte der Architekt Gustl Udo Behr durch, für den Umbau des Hochhauses zeichnete das Büro Peter Pawlik verantwortlich. Ende 2003 wurden als weitere Baumaßnahme die ehemaligen Isolierpavillons Haus 15 und 16 für die Kinder- und Jugendpsychiatrie umgestaltet. Die Kosten für die insgesamt zehn Bauabschnitte beliefen sich auf 88 Mio. Euro.

Die alten Backstein-Gebäude des Krankenhauses Westend sowie die Gartenanlage stehen seit 1995 unter Denkmalschutz. Trotzdem unterliegt ein Krankenhausgebäude ständiger Veränderung: Neue medizinische und pflegerische Anforderungen und Möglichkeiten verlangen, dass die räumlichen und baulichen Gegebenheiten kontinuierlich angepasst und modernisiert werden.