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Historischer Weg 15

Psychiatrie und Neurologie, Kinder- und Jugendpsychiatrie

Erläuterung zum Fachgebiet

Psyche (griech. = Seele); Psychiatrie (= Seelenheilkunde) befasst sich mit psychischen Krankheiten und Störungen.

Neuron (griech. = Nerv); Neurologie befasst sich mit der Erkennung und nichtoperativen Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems.

1904 – 1948

Anfang des 20. Jahrhunderts bildeten Psychiatrie und Neurologie eine medizinische Einheit. Seit 1933 gab es am Krankenhaus Westend eine psychiatrisch-neurologische Abteilung (siehe Text zu „Neurologie und Neurochirurgie“).

Im Ersten und Zweiten Weltkrieg diente das Krankenhaus Westend als Reservelazarett.

1948 bis heute

Veröffentlichung des Fachaufsatzen zu "Aufwach"-Epilepsie von Dieter Janz, 1953

1948 wurde mit der Neugründung der Freien Universität Berlin (FU) unter dem Neurochirurgen Prof. Arist Stender (1903–1975) ein Teil der Neurologie ausgegliedert und als eine eigenständige Neurologisch-neurochirurgische Abteilung etabliert.

Für den Bereich Psychiatrie und Neurologie wurde als erster Ordinarius 1949 Prof. Helmut Selbach (1909–1987) berufen. Auf Grund von Platzmangel auf dem Gelände des Krankenhauses Westend wurden Bibliothek und Labor in der Lindenallee 5 eingerichtet. 1951 kamen als stationäre Außenstelle die ehemaligen „Kuranstalten Westend“ in der Eschenallee 3 hinzu. Diese Außenstation wurde später in organisatorischer Anbindung an das Krankenhaus Westend als Psychiatrische Klinik II der Freien Universität Berlin (FU) geführt. Hauptgegenstand der psychiatrisch-neurologischen Forschung war die moderne Pharmakotherapie der Psychosen.

1968 wurde die universitäre Einheit von Psychiatrie und Neurologie aufgegeben. Der Neurologe und Epileptologe Prof. Dieter Janz (1920–2016) übernahm 1973 die Abteilung der nichtoperativen Neurologie. Unter seiner Leitung wurde die Liquor- und Elektroenzephalographische (EEG-Hirnströme-) Diagnostik eingeführt. Sein Forschungsschwerpunkt war die Entstehung und der Verlauf von Epilepsien. Die von ihm zum ersten Mal beschriebene Impulsiv-Petit-mal-Epilepsie (petit-mal: franz. = kleines Übel) wird als „Janz-Syndrom“ bezeichnet.

Die Psychiatrie verblieb in der der Psychiatrischen Klinik II. Direktor war von 1968 bis 1970 Prof. Hanns Hippius (*1925). Von 1971 bis 1999 leitete Prof. Hanfried Helmchen (*1933) die Klinik, Schwerpunkt seines Wirkens war die Behandlung von Depressionen und Demenz.

Schon seit 1954 hatte es an der Universitätsklinik Westend eine Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie gegeben. Ein eigenständiger Lehrstuhl für Psychiatrie und Neurologie des Kindes- und Jugendalters wurde aber erst Mitte der 1970er Jahre etabliert.

Das erste Ordinariat hatte von 1975 bis 1980 Prof. Helmut Remschmidt (*1938) inne. Die Klinik befand sich damals in der Platanenallee, unweit des Krankenhauses Westend. Von 1980 bis 1987 wurde die Abteilung von Prof. Hans-Christoph Steinhausen (*1943) geleitet, der besonders die psychosozialen Aspekte der Störungen bei Kindern und Jugendlichen erforschte. Als Klinikdirektoren folgten Prof. Georg Spiel und Prof. Ulrike Lehmkuhl (*1949).

Im Rahmen der Neuordnung der universitären Medizin in Berlin nach der Wiedervereinigung wurde die allgemeine Psychiatrische Klinik der Charité – Universitätsmedizin Berlin zugeordnet. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie siedelte 2000 über ins Charité Campus Virchow-Klinikum.

2003 wurde im Krankenhaus Westend, das 1991 von der DRK-Schwesternschaft Berlin übernommen worden war, wieder eine Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie eröffnet. Die Leitung übernahm Prof. Klaus-Jürgen Neumärker (*1940), vormals Direktor der Kinder-Neuropsychiatrie an der Charité-Mitte; seine Prioritäten waren die Behandlung von Essstörungen, Psychosen sowie Entwicklungsstörungen und ADHS.

Von 2006 bis 2018 führte Prof. Michael von Aster (*1951) die Klinik. Er entwickelte das Behandlungskonzept insbesondere für Kinder und Jugendliche mit schulischen Entwicklungsstörungen weiter; im Rahmen dessen wurden 2009 ein neues, der Klinik angegliedertes Zentrum für Schulische und Psychosoziale Rehabilitation (ZSPR) gegründet und die sonderpädagogischen, fachtherapeutischen und psychotherapeutischen Behandlungsmethoden erweitert.

2019 übernahm  Dr. Annegret Eckhart-Ringel (*1963) die Klinik. Zunehmend entwickeln sich Behandlungsangebote für junge erwachsene Patienten (Transitionstation) und mit Blick auf die biopsychosozialen Entstehungsfaktoren für psychische Erkrankungen erfolgt eine deutliche Stärkung und Fortentwicklung der therapeutischen Arbeit mit den betroffenen Familien.

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik