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Georg Baselitz

früh.jetzt

Druckgraphik

Die Ausstellung mit frühen und aktuellsten Druckgraphiken des deutschen Künstlers Georg Baselitz (*1938, Großbaselitz) knüpft daran an, dass in den DRK Kliniken Berlin Westend als Kunst-am-Bau eine frühe Malerei von Baselitz zu sehen ist.

Es ist für ein Krankenhaus und seinen Kunstverein schon etwas besonderes, eine Ausstellung mit Werken dieses international berühmten Künstlers zeigen zu können. Für die Eröffnung konnte Prof. Dr. Günther Gercken, Hamburg, als Redner gewonnen werden. Er ist ein in der Forschung angesehener Biochemiker und begann schon als junger Wissenschaftler, Kunst von Georg Baselitz zu sammeln.

Gercken konnte aus der langen Kenntnis des künstlerischen Werdegangs von Georg Baselitz für die Gäste der Eröffnung ein sehr lebendiges Portrait dieses Künstlers zeichnen und klar machen, dass das scheinbar Ungehobelte in den Bildern Baselitz’ als ein bewusster Akt der Rebellion gegen Konventionen und künstlerischem Akademismus zu verstehen ist.

Beim anschließenden Rundgang durch die Ausstellung konnte man besonders an dem selten ausgestellten, 36-teiligen Mappenwerk „Bäume“ von 1974 die zeichnerische Vielfalt und Feinheit dieser Serie bewundern.

Eröffnung: 20. Februar 2013

Einführung: Prof. Dr. Günther Gercken, Hamburg

Künstlergespräch: Georg Baselitz

Aus Anlass der Ausstellung „früh.jetzt“ mit seinen frühen und aktuellsten Druckgraphiken in den DRK Kliniken Berlin Westend kam der international berühmte, heute 75-jährige Künstler zu einem Künstlergespräch in den Hörsaal des Krankenhauses. Als Gesprächspartner hatten wir Prof. Dr. Uwe Schneede, den langjährigen Museumsdirektor der Hamburger Kunsthalle, eingeladen.

Zu Beginn rekonstruierten die beiden Gesprächspartner noch einmal die Geschichte des kleinen Kunst-am-Bau Wettbewerbes, der 1971 anlässlich der Eröffnung des Neubaus des Hochhauses stattgefunden hatte und den Baselitz, damals noch ein blutjunger und überhaupt noch nicht bekannter Maler, für sich entscheiden konnte.

Baselitz findet das Werk „Lebenskraft“ (19970/71), das er damals speziell für die Situation im Krankenhaus konzipiert hatte und jetzt seit über 40 Jahren zum ersten Mal wiedergesehen hat, nach eingehender kritischer Prüfung malerisch wie auch inhaltlich immer noch überzeugend.

Vielleicht war es die besondere Atmosphäre im voll besetzten Hörsaal und die für einen Künstler ungewohnte Situation, in einem Krankenhaus ein Künstlergespräch zu führen, dass Georg Baselitz, den man bisher in der Öffentlichkeit als provokativen Künstler-Selbstdarsteller kannte, in dem fast einstündigen Gespräch äußerst offen und nachdenklich war.

Baselitz gab bereitwillig Auskunft darüber, wie vor einigen Jahren für ihn die Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte und mit der deutschen Geschichte sehr wichtig war und sein Selbstverständnis als Künstler verändert und geschärft hat. Er berichtete auch darüber, wie es ist, wenn man älter wird, jedoch der Kunstbetrieb immer noch vom Künstler erwartet, ständig etwas Neues zu liefern.

Es wurde für alle Zuhörer deutlich, wie intensiv und herausfordernd es ist, als Künstler mit dem Ziel zu arbeiten, etwas zu schaffen, was hoffentlich Bestand für die Kunstgeschichte haben wird. Eine Mitarbeiterin des Hauses sagte zum Abschluss: „Das war das absolute Highlight des Jahres.“