„Ein Krankenhaus wie das Westend gehört klar zu den zukünftigen Level-2-Krankenhäusern“

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Hochrangige Politiker*innen der Grünen besuchten die DRK Kliniken Berlin Westend

Gut zwei Stunden Zeit nahmen sich die Fraktionsvorsitzende der Grünen-Abgeordnetenhausfraktion, Silke Gebel, Bezirksbürgermeisterin Kirstin Bauch und Wahlkreiskandidat Jun Chen, um sich über die Arbeit – und insbesondere die Herausforderungen – bei den DRK Kliniken Berlin Westend zu informieren. Und davon gibt es einige, wie Oberin Doreen Fuhr, Vorstandsvorsitzende der DRK-Schwesternschaft Berlin und die Geschäftsführung der DRK Kliniken Berlin, Dr. Christian Friese und Cornelius Held, am vergangenen Mittwoch zu berichten wussten. 

Vor allem die aktuellen Vorschläge der „Expertenkommission“ bei Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sorgen für Kopfzerbrechen und Bauchschmerzen. Und diese Bedenken, konnte die Politiker*innen verstehen, nachdem sie mit den Auswirkungen konfrontiert waren, die eine 1:1-Umsetzung mit sich bringen würde. „Am Standort Westend würden die Geburten – immerhin rund 2.700 jährlich – entfallen. Aber auch die gesamte, hoch angesehene Kinder- und Jugendmedizin, komplexe chirurgische, gastroenterologische oder kardiologische Eingriffe, die Augenklinik – all das und noch viel mehr stünde auf dem Spiel – und zwar nur, weil wir keine Stroke Unit haben, um die wir uns schon seit Jahren beim Land Berlin bemühen“, schilderte Dr. Christian Friese eindringlich die Situation. Dabei seien die DRK Kliniken Berlin durchaus gesprächsbereit und wären auch für strukturelle Veränderungen offen, „aber das Land Berlin muss einmal wirklich Farbe bekennen und sagen, welche Versorgung es für seine Bürgerinnen und Bürger will.“ Betroffen nahmen die politischen Vertreter*innen diese Perspektiven auf. Aktuell laufe die Beteiligung der Länder und Verbände zu den Plänen der Bundesregierung. „Die finale Reform ist noch nicht durchbuchstabiert, aber ein Krankenhaus wie das Westend gehört klar zu den zukünftigen Level-2-Krankenhäusern“, so Fraktionsvorsitzende Gebel.

Wie in allen politischen Gesprächen wurde auch die Ungleichbehandlung zwischen den städtischen und den frei-gemeinnützigen Häusern thematisiert. Dass dieser Punkt auch an den Mitarbeitenden nicht spurlos vorbeigeht, erlebten die Politiker*innen im direkten Gespräch in der Zentralen Notaufnahme. Auf die Frage „Was wünschen Sie sich?“, antwortete Susanne Schreiber, Abteilungsleiterin der Rettungsstelle, deutlich: „Mehr Gleichbehandlung bei der Finanzierung.“ Und Oberarzt Christian Petzold ergänzte: „Wenn die landeseigenen Klinikkonzerne um Hilfe rufen, steht die Politik parat – aber was ist mit den freigemeinnützigen Häusern, die nicht einen Gesellschafter haben, der sich auf sprudelnden Steuereinnahmen verlassen kann?“  

Dass die Politik zum Handeln aufgefordert ist, zeigte auch der Besuch auf der Neonatologie. Abteilungsleiterin Sylke Nicolai und ihre Stellvertreterin Franziska Sila-Trakoon führten durch die beengten Räumlichkeiten. „Wir haben hier ein tolles, starkes und stabiles Team. Was uns fehlt ist der Platz“, erklärte Sylke Nicolai. Denn in der „Neo“ wird stark auf elternzentrierte Arbeit gesetzt. „Die Mütter sollen wenn möglich stillen, sie und die Väter sollen möglichst viel Zeit bei ihren Kindern verbringen, um die ganz wichtige Bindung schon in den ersten Lebenstagen aufzubauen.“ Man würde alles versuchen, aber teilweise müssten Eltern in Zimmern außerhalb der Station oder in Vorräumen der Kinderzimmer übernachten. Die Pläne für die Umgestaltung und Erweiterung liegen bereits vor – nun ist die Politik am Zug.