25 Jahre Neonatologie der DRK Kliniken Berlin Westend
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Ärztliche und pflegerische Rund-um-die-Uhr-Versorgung für jährlich rund 150 Frühgeborene und ihre Eltern
Berlin, 26.11.2020. Vor 25 Jahren wurde die Neonatologie in den DRK Kliniken Berlin Westend gegründet. Mit einer Station für Früh- und kranke Reifgeborene betraten Ärzte, Kinderkrankenschwestern und Hebammen innerhalb der DRK Kliniken Berlin Neuland: „Wir haben bei Null angefangen“, erinnert sich Abteilungsleiterin Sylke Nicolai (56), die seit den Anfängen bis jetzt die Station pflegerisch leitet.
Es gab keine Wochenbettstation, keinen Kreißsaal, keine medizinische Ausstattung für Frühgeborene. „Wir hatten nicht viel, worauf wir zurückgreifen konnten, mussten alles neu kaufen und einrichten“. Dies eröffnete jedoch auch große Gestaltungsspielräume: so war von Anfang an das familienorientierte Versorgungskonzept die zentrale Idee – vor 25 Jahren noch keine Selbstverständlichkeit. „Wir haben uns im Team zusammengesetzt, Ideen entwickelt und genaue Absprachen getroffen: Was brauchen wir: welche Geräte, welche Katheter, welche Inkubatoren?“ Schwestern, die vorher in anderen Abteilungen gearbeitet hatten, mussten angelernt, interne Abläufe etabliert werden, eine Herausforderung!
Durch gegenseitige Unterstützung gelang es dem neu zusammenwachsenden Team von Ärzt*innen, Kinderkrankenschwestern und Hebammen, die erste und bislang einzige Neonatologie innerhalb der DRK Kliniken Berlin zu einem Kompetenzzentrum für Frühgeborene und ihre Familien zu etablieren: „35 Vollzeitkräfte mit meist langjähriger Erfahrung und Ausbildung in pädiatrischer Intensivpflege und Neonatologie, 22 Ärzt*innen, ausgebildete Stillberater*innen, Psycholog*innen und Physiotherapeut*innen versorgen heute bei uns rund 150 Frühgeborene pro Jahr. Circa 30 von ihnen wiegen weniger als 1500 Gramm“, erklärt Oberärztin Dr. Annette Münch. „2015 wurde die Neonatologie Westend als Perinatalzentrum Level 1 anerkannt.“
Neben der optimalen medizinischen Versorgung und Pflege der Neugeborenen, die in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit mit der Geburtshilfe, der Neuropädiatrie, der Kinderkardiologie, den Kinderchirurgen und -urologen des Kinderurologiezentrums Westend erfolgt, ist dem Team der Neonatologie der familienzentrierte Ansatz auch heute sehr wichtig. „Die psychosozialen Belastungen für die Familien, die durch Frühgeburtlichkeit entstehen, sind immens und müssen für einen guten Therapieerfolg mit einbezogen werden“, betont Georg Weikert, der zweite Oberarzt der Neonatologie.
„Wenn die Eltern von der Geburt zu früh überrascht, brauchen sie mehr Zeit, um eine Bindung zu ihrem Kind aufzubauen“. Das weiß Christina Höfer-Heidenreich (53), die als psychosoziale Elternbegleitung und Kinderkrankenschwester auf der Station arbeitet. „Frühchen-Eltern sind nicht immer unbeschwert, sie haben oft Schuldgefühle und brauchen ein neues Gefühl von Kompetenz – wir unterstützen sie dabei. Das gilt nicht nur für Mütter, sondern auch für Väter: „Väter von Frühchen sind oft dreifach belastet: Sie sorgen sich um ihre Frau, um ihr Kind, versorgen ggf. weitere Familienmitglieder und müssen meist noch parallel ihrer Arbeit nachkommen.“
Als Frühgeborene bezeichnet man Babys, die vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche geboren werden. Ihre Organsysteme sind noch unreif, so dass sich Probleme zum Beispiel der Lunge, des Herzens, des Gehirns und des Darmes ergeben können, es besteht eine Neigung zu Infektionen. Entscheidend für diese Neugeborenen ist eine rasche und umfassende Rund-um-die-Uhr-Betreuung und Behandlung. Dabei gilt jedoch auch: Soviel wie nötig, so wenig wie möglich. „Unsere diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten müssen wir stets mit Bedacht und Augenmaß einsetzen. Unser Ziel ist es Probleme vorherzusehen und ihnen vorzubeugen“, erklärt Dr. Annette Münch.
Wie lange ein Frühgeborenes in der Neonatologie behandelt werden muss, hängt von der Geburtswoche ab. „Die meisten können mit korrigiert 36 bis 37 Schwangerschaftswochen nach Hause gehen“, sagt Christina Höfer-Heidenreich. Die Eltern werden so früh wie möglich in die Pflege ihrer Kinder einbezogen, auch wenn sie noch sehr klein oder krank sind. Sie werden zuerst angeleitet und können zunehmend selbständig die Pflege übernehmen. „Wir wollen die Kinder und Eltern professionell begleiten, damit sie am Ende gut und sicher nach Hause gehen können. Das bedeutet für uns, dass sie sich im Umgang mit ihrem Kind kompetent fühlen und eine gute Bindung aufgebaut haben. Wesentlich ist auch die Planung eines ambulanten Netzwerkes bei Entlassung – dies alles ist unser Auftrag.“