Dr. med. Thilo John im Interview
Wie wird die Ursache der Hüftschmerzen diagnostiziert? Welche Therapieoptionen gibt es? Unser Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie bei den DRK Kliniken Berlin Westend, Dr. med. Thilo John, beantwortet diese und weitere Fragen in diesem ausführlichen Interview.
Schmerzen im Hüftgelenk entstehen, wenn Hüftkopf und Hüftpfanne nicht mehr adäquat ineinander gleiten können. Beide Gelenkpartner sind mit Gelenkknorpel überzogen, dieser dient für einen reibungsfreies ineinander gleiten und gleichzeitig als Stoßdämpfer im Gelenk.
Die häufigste Ursache für Hüftschmerzen ist eine Hüftarthrose oder Hüftgelenkarthrose, auch Coxarthrose genannt. Die Coxarthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung, die den Hüftgelenkknorpel betrifft. Es handelt sich um eine chronische Erkrankung, bei der der Knorpel, der die Gelenkflächen des Hüftgelenks bedeckt und als Stoßdämpfer fungiert, allmählich abgebaut wird. Dies führt zu Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und im fortgeschrittenen Stadium zu Deformitäten des Hüftgelenks.
Häufig ist Coxarthrose altersbedingt, da der Knorpel im Laufe der Zeit an Elastizität und Widerstandsfähigkeit verliert, aber auch Überlastung, angeborene Fehlbildungen des Hüftgelenks oder frühere Verletzungen wie bspw. einem Bruch können eine Arthrose begünstigen.
Weitere Ursachen für Hüftschmerzen können auch Durchblutungsstörungen des Hüftkopfes oder dem Hüftimpingment, einer Fehlanlage, in der Regel im Hüftkopf, bei der es zu einer Blocke im Hüftgelenk kommt.
Symptome
Die Symptome einer Huftgelenkarthrose entwickeln sich meist schleichend und verschlimmern sich im Laufe der Zeit.
Zu den ersten Anzeichen gehört oft ein dumpfer, ziehender Schmerz in der Leistengegend, der auch ins Gesäß oder den Oberschenkel ausstrahlen kann. Anfangs tritt dieser Schmerz vor allem nach längeren Belastungen auf, wie etwa nach dem Gehen oder Stehen.
Ein weiteres typisches Symptom ist die zunehmende Steifheit des Hüftgelenks. Besonders morgens nach dem Aufstehen oder nach längerem Sitzen fühlt sich das Gelenk steif und unbeweglich an, was als „Anlaufschmerz“ bezeichnet wird. Die Beweglichkeit des Hüftgelenks nimmt ab, einfache Bewegungen wie das Beugen oder Drehen des Beins, das Anziehen von Socken oder das Heben des Beins können zunehmend schwerfallen.
Mit der Zeit kommt es zu deutlichen Bewegungseinschränkungen. Betroffene haben Schwierigkeiten, längere Strecken zu gehen, und müssen oft Pausen einlegen. Häufig stellt sich auch ein Hinken ein, weil das schmerzende Bein unwillkürlich geschont wird. Durch diese Schonhaltung kann es zudem zu Fehlbelastungen und Verspannungen in anderen Körperregionen, wie dem Rücken oder den Knien, kommen.
Im fortgeschrittenen Stadium treten dann chronische Schmerzen auf, die sowohl in Ruhe als auch bei Bewegung vorhanden sind. Das Hüftgelenk kann sichtbar deformiert wirken, und der Bewegungsradius ist deutlich eingeschränkt. Die Lebensqualität der Betroffenen ist oft stark beeinträchtigt, da alltägliche Aktivitäten wie Treppensteigen, Gehen oder Bücken zunehmend schmerzhaft und schwierig werden.
Diagnose
Eine Diagnose wird durch mehrere Faktoren gestellt.
- Anamnese
Eine intensive Befragung zu Vorerkrankungen, Medikamenten die eingenommen werden, diese können bereits Hinweise darauf geben, welcher Ursache die Beschwerden zugrunde liegen können - Klinische Untersuchung
Hierbei werden Bewegungsumfang, Schmerzpunkte, Gangbild und Hautkontur untersucht. - Bildgebende Verfahren
Zunächst wird mittels einer Röntgenaufnahme eine Beckenübersichtsaufnahme gemacht um anhand der man in den meisten Fällen bereits eine Ursache für die Hüftschmerzen erkennen kann. Ggf. können weitere Bildgebende Verfahren, wie ein MRT oder CT-Scann durchgeführt werden um festzustellen ob bspw. an den umgebenden Weichgewebstrukturen Veränderungen vorliegen. - Bluttests
Bei Verdacht auf entzündliche Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis können Bluttests durchgeführt werden.
Behandlung
Die Behandlung der Coxarthrose zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit des Hüftgelenks zu verbessern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.
Die Therapiemöglichkeiten lassen sich in konservative (nicht-operative) und operative Ansätze unterteilen, abhängig vom Schweregrad der Arthrose und den individuellen Bedürfnissen des Patienten.
Konservativer Ansatz
Tritt die Hüftarthrose primär auf, wird sie grundsätzlich zunächst konservativ mittels einer Physiotherapie oder Bewegungstherapie behandelt. Auch eine Gewichtsreduktion kann in manchen Fällen helfen, die Belastung des Gelenks zu reduzieren. Sind diese Maßnahmen nicht mehr ausreichend, wird im nächsten Schritt eine Schmerzmitteltherapie angestrebt.
Operativer Ansatz
Wenn konservative Behandlungsmethoden keine ausreichende Linderung mehr bringen, kann eine operative Behandlung notwendig werden. In fortgeschrittenen Fällen kommt meist eine Hüfttotalendoprothese (Hüft-TEP) zum Einsatz, bei der das geschädigte Gelenk vollständig durch ein künstliches ersetzt wird. Diese Operation ist sehr erfolgreich und kann Schmerzen dauerhaft beseitigen und die Beweglichkeit erheblich verbessern.
Nachsorge
Nach einer Operation ist eine umfassende Rehabilitation unerlässlich, um die Funktion des Gelenks wiederherzustellen. Die Patienten lernen in der Physiotherapie, wie sie das neue Gelenk richtig belasten und welche Übungen notwendig sind, um die Muskeln zu stärken und die Beweglichkeit zu erhalten.
Prognose
Die Prognose von Hüftschmerzen variiert stark je nach Ursache und individueller Situation. Während einige Ursachen (wie Sehnenentzündungen oder Bursitis) meist gut behandelbar sind, erfordern degenerative Erkrankungen wie Arthrose langfristige Maßnahmen. In vielen Fällen kann die Lebensqualität jedoch durch die richtige Behandlung erheblich verbessert werden, und besonders nach einer Hüftprothese berichten viele Patienten von anhaltender Schmerzfreiheit und besserer Beweglichkeit.
Prävention
- Aktiv bleiben
Regelmäßige Bewegung hilft, die Muskeln um die Hüfte zu stärken und die Gelenke gesund zu halten. - Gesundes Gewicht
Übergewicht kann die Belastung auf die Hüfte erhöhen. Eine ausgewogene und gesunde Ernährung kann dabei helfen ein gesundes Körpergewicht zu halten. - Gute Körperhaltung
schlechte Körperhaltung kann die Belastung auf deine Hüfte erhöhen. - Überlastung vermeiden
Beispiel langes Stehen oder Sitzen. - Regelmäßiges Dehnen
- Auf den Körper hören und bei Schmerzen oder Erschöpfung ausruhen
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