Ersatzplastik des vorderen Kreuzbandes
Das vordere Kreuzband ist das zentrale Band im Kniegelenk. Es ist für die Stabilität und Mechanik des Kniegelenkes im wahrsten Sinne des Wortes der „Dreh- und Angelpunkt“.
Der typische Unfallmechanismus für die Verletzung des vorderen Kreuzbandes ist entweder ein Verdrehen des Kniegelenkes bei leichter Beugung oder ein kräftiges Überstrecken des Kniegelenkes. Oft kommt es zu einem für den Betroffenen hörbaren „Knacken“ in dem Moment wo das Band reißt. In der Anfangsphase kann aber auch die Schwellung des Gelenkes wenige Stunden nach der Knieverdrehung der einzige Hinweis sein. Begleitverletzungen an Knorpel, Meniskus oder anderen Bändern sind allerdings häufig. Der Nachweis einer Kreuzbandverletzung erfolgt klinisch und mittels der Kernspintomografie (MRT).
Durch das zerrissene Band kommt es zu einer Zunahme der Verschieblichkeit der Gelenkpartner Oberschenkel und Unterschenkel im Kniegelenk zueinander. Im Extremfall kann das Knie bei unvorhergesehener Belastung „wegknicken“. Außerdem kommt es durch diese Instabilität zu einem gesteigerten Knorpelverschleiß, damit droht die Früharthrose. Daher raten wir allen jungen, sportlichen und allen jung gebliebenen PatientInnen zum Kreuzbandersatz.
Die Behandlung der Kreuzbandinstabilität erfolgt meistens durch die Transplantation einer körpereigener Sehnen an die ursprüngliche Stelle des Kreuzbandes. Man spricht dann von der Kreuzbandplastik.
Durch langjährige Praxis und zuverlässige Nachuntersuchungsdaten haben sich sowohl das Kniescheibenband (Patellarsehne) als auch Teile der „Hamstring-Sehnen“ (Semitendinosus-und Gracilis-Sehne) als zuverlässige und stabile Sehnen zum Kreuzbandersatz etabliert. Wir benutzen beim primären Ersatz des vorderen Kreuzbandes die Semitendinosussehne.
Die Hamstring-Sehnen sind durch einen kleinen Hautschnitt an der Knieinnenseite zu gewinnen und gehört zu den entwicklungsgeschichtlich „entbehrlichen“ Sehnen am Kniegelenk.
Bei Wiederholungseingriffen, wenn z.B. durch einen erneuten Unfall die Kreuzbandplastik zerrissen ist, verwenden wir als Transplantat die Kniescheibensehne mit anhängenden Knochenblöcken aus der Kniescheibe und dem Schienbein der verletzten Seite.
Die Operation selbst erfolgt immer in der minimal invasiven Sondentechnik (sogenannte arthroskopische Operation oder Schlüsselloch-Operation) bei der das Kniegelenk nicht eröffnet, sondern über eine kleine Kamera und kleine Instrumente die Plastik durchgeführt wird. Diese arthroskopische Technik gewährleistet, dass die Weichteilschäden der Operation und die Narben sehr klein sind, vor allem können in der gleichen Operation durch einen standardisierten „Rundgang“ durch das Kniegelenk alle anderen Strukturen untersucht werden. Somit können im gleichen Eingriff auch Begleitverletzungen am Knorpel, den Menisken oder anderen Bändern mitbehandelt werden.
Wann kann ich nach Kreuzband-Operation wieder belasten?
Bei planmäßigem Heilungsverlauf kann das Knie bereits zwei Tage nach der Kreuzbandersatz-Operation wieder belastet werden. Um das Transplantat zu schützen, wird Ihnen eine gelenkige Orthese verordnet. Volle Belastung des operierten Beines sollte innerhalb von 14 Tagen erreicht werden. Sofort nach der Operation sollten Sie beginnen, mit Hilfe der Physiotherapeuten muskelkräftigende Übungen durchzuführen. Nach Kreuzbandplastik findet im Alltag keine Unterbrechung des natürliches Belastungsrhytmus statt. Am Tag nach der Operation beginnen Gangschulungen mit halbem Körpergewicht.
Wann kann ich nach Kreuzband-Operation wieder arbeiten?
Eine sitzende Büro- Tätigkeit kann in der Regel nach 14-21 Tagen wieder aufgenommen werden. Stehende und für die Knie belastende Tätigkeiten sollten nach frühestens 6 Wochen wieder aufgenommen werden. Vollbelastung ist ab dem 14. Tag postoperativ möglich. Im Alltag muss jedoch auch die vollständige Wundheilung nach Kreuzbandplastik abgewartet werden.
Wann kann ich nach Kreuzbandplastik wieder Sport treiben?
Mit Training für Leistungs- oder Wettkampfsport kann nach abgeschlossener Rehabilitation, frühestens nach 6 Wochen wieder begonnen werden. Der physiologische Umbau des Transplantates in eine natürliches Kreuzband und das Einheilen in den Knochen von Ober- und Unterschenkel dauert jedoch mehrere Monate. In dieser Zeit sollte mit Belastungsspitzen vorsichtig umgegangen werden. Insbesondere Kontaktsportarten wie Kampfsport, Fußball oder Abfahrt Skilauf sollten vorsichtig betrieben werden. Mit Schwimmen und Radfahren kann bereits nach vier Wochen begonnen werden. Je nach Sportart und Belastungs-Intensitätsollte die Wiederaufnahme des Leistungssports nach Kreuzbandplastik mit dem Arzt besprochen werden.
Haben Sie Fragen zur Kreuzbandplastik oder sind Sie sich unsicher ob eine solche Operation notwendig ist?
Vereinbaren Sie bitte einen Termin in der OP-Sprechstunde unter Tel.: (030) 3035 - 3853
Dynamische Naht des vorderen Kreuzbandes
Innovation in der Kreuzbandchirurgie an den DRK Kliniken Berlin Köpenick – Selbstheilung des vorderen Kreuzbandes nach dynamischer Naht
Seit März 2014 bieten wir Patienten mit frischer Kreuzbandruptur ein neues innovatives Operationsverfahren an.
Bei diesem Verfahren wird, im Gegensatz zu allen bisherigen Operationsmethoden, nichts entfernt, sondern das natürliche Band erhalten und über eine dynamische Naht stabilisiert (LIGAMYS). Dadurch kann das vordere Kreuzband heilen und die wichtigen Stellungsrezeptoren bleiben erhalten. Die Operation sollte in den ersten drei Wochen nach Unfall erfolgen.
Die Erfahrungen und klinischen Ergebnisse sind bislang sehr gut.
Die Nachbehandlung ist einfach. Im Vordergrund steht der Muskelerhalt und Muskelaufbau des Oberschenkels; Vollbelastung kann bereits sofort nach der operativen Naht des gerissenen Bandes erfolgen, Radfahren ist nach sechs Wochen, Joggen nach zehn Wochen und Kontaktsportarten inkl. Stopp-and-go-Sport wie Tennis oder Fußball sind ab dem 6. Monat möglich.
Interessierte, Betroffene, Patienten, Sportler, Vereine, Ärzte und Physiotherapeuten können sich gerne per E-Mail an Dr. med. Robert Stößlein wenden.
DRK Kliniken Berlin Köpenick
Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie
Salvador-Allende-Str. 2 – 8
12559 Berlin
Haupteingang über Müggelschlößchenweg
Leitung: Dr. med. Matthias Hesse
Tel.:
(030) 3035 - 3313
Fax:
(030) 3035 - 3308